Umweltschutz durch langlebige Produkte – Mythos oder Fakt?

Keine Zeit? Kein Problem! Mini-Zusammenfassung:

  • langlebige Produkte schonen die Umwelt und sogar den Geldbeutel
  • sollte doch mal etwas kaputt gehen, geh zu einer Reparatur-Initiative vor Ort

Zur Sache:

Welchen Effekt hat es, wenn wir Dinge länger verwenden? In unserer Team-Besprechung zu Geplanter Obsoleszenz und der Artikel-Serie „Das Leben der Dinge und wie wir es verlängern können“ war dieser Punkt für uns sehr ungreifbar. Daher haben wir uns entschieden, hierzu ein wenig nachzuforschen und euch das Ergebnis zu präsentieren. Das ganze ist recht zahlenlastig, aber wir haben das für euch möglichst weit runtergebrochen und gehen wirklich nur auf die Ergebnisse ein.

Vielleicht habt ihr euch auch schon manchmal folgende Frage gestellt: Sollte man ältere Haushalts- und Elektrogeräte nicht lieber mal austauschen, wenn es mittlerweile schon A+++ Geräte auf dem Markt gibt? [Oder mittelweile A-Geräte, die wieder besser sind als die alten A+++ …]

Und genau diese Fragen möchten wir hier kurz beantworten, da die Datenlage hierzu hervorragend ist. Das Umweltbundesamt hat die Publikation „Einfluss der Nutzungsdauer von Produkten auf ihre Umweltwirkung: Schaffung einer Informationsgrundlage und Entwicklung von Strategien gegen „Obsoleszenz““ herausgegeben. Hier geht es zur kompletten Studie

In dieser Studie haben die ForscherInnen untersucht, ob ein langlebiges Gerät ein kurzlebiges aber dafür energieeffizienteres Gerät in Sachen Umweltbelastung schlägt. Und ohne euch auf die Folter zu spannen, hier eine Zusammenfassung der Ergebnisse mit einer Übersicht der Vorannahmen. Die verschiedenen Kategorien sind zu komplex, um sie alle zu erklären. Besonders interessant sind aber vielleicht KEA und GWP: KEA ist der gesamte Energieaufwand über den Lebenszyklus aufaddiert. GWP sind die Gesamtemissionen in kg CO2(eq) auf 100 Jahre betrachtet, da manche Gase sehr lange einen Einfluss auf die Atmosphäre haben.

Waschmaschinen

Vorannahmen:
langlebig: 20 Jahre
durchschnittlich: 10 Jahre
kurzlebig: 5 Jahre

Ergebnis:
In allen Vergleichskategorien schneidet die langlebige Waschmaschine besser ab! Hier die Ergebnisse im Detail:

Quelle: UBA Studie von oben

Fernseher

Vorannahmen:
langlebig: 5,6 Jahre
kurzlebig: 10 Jahre

Ergebnis:
Auch hier schneidet der langlebige Fernseher deutlich besser ab als ein kurzlebiges Gerät.

Quelle: UBA Studie von oben

Notebooks

Vorannahmen:
langlebig: 6 Jahre
kurzlebig: 3 Jahre

Ergebnis:
Und auch hier hat sich gezeigt, dass das kurzlebige Notebook in allen Betrachtungskategorien schlechter abschneidet, also insgesamt mehr Energie (inkl. Herstellung) verbraucht, mehr Ressourcen in Anspruch nimmt und mehr Schadstoffe und Treibhausgase in die Umwelt emittiert werden.

Quelle: UBA Studie von oben

Auch beim Notebook entfällt der Großteil der Energienutzung auf die Nutzungsphase, jedoch kommen durch den Zyklus des ständigen Neukaufens so viele Energieaufwände hinzu, dass diese die Bilanz für das kurzlebige Notebook extrem nach unten ziehen:

Quelle: UBA Studie von oben

Effekte auf die privaten Ausgaben & Fazit

Das schöne an der ganzen Sache ist folgendes: Man spart sogar mit der teureren langlebigen Variante. Das heißt ganz einfach: Wir müssen alle aufhören kurzlebigen Schrott zu kaufen. Weil dieses Verhalten schadet nicht nur unserer Umwelt, sondern auch unserem Geldbeutel. Bei der Waschmaschine zahlt man pro Jahr z.B.:

kurzlebig:125€ pro Jahr
durchschnittlich:118€ pro Jahr
langlebig:111€ pro Jahr

Was sich leider immer noch nicht ökonomisch lohnt: Reparaturen. Da schneidet z.B. ein langlebiger Fernseher, den man reparieren muss, schlechter ab, als ein kurzlebiger. Aber wer von euch musste schon einmal einen Fernseher reparieren? Mein 32″ Fernseher läuft seit über 10 Jahren einwandfrei und liefert immer noch ein annehmbares Bild. Ohne Reparatur ist aber auch der langlebige Fernseher nicht so viel besser als ein kurzlebiges Gerät. (Zahlen auf 10 Jahre gerechnet.)

langlebig:125€ pro Jahr
langlebig mit Reparatur:152€ pro Jahr
kurzlebig:126€ pro Jahr

Bei Notebooks sieht das ganze ähnlich aus, wobei das langlebige Notebook ohne Reparatur hier deutlich die Nase vorn hat (siehe Grafik). Es gibt aber Möglichkeiten die Kosten weiter zu senken: Mit den Geräten in ein Repair-Café oder einen Repartur-Treff vor Ort gehen. In Gießen z.B. der Reparatur-Treff der Werkstattkirche. Eine Google-Suche mit den Begriffen Reparatur-Treff, Repair Café und dem jeweiligen Ort liefern schnell Ergebnisse.

Quelle: UBA Studie von oben.

Und beim Fazit halten wir es mit den Worten unserer Praktikantin Lea bei der Diskussion über diesen Artikel:

Wer billig kauft, kauft zwei mal.

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