Das Leben der Dinge und wie wir es verlängern können: Option Upcycling in Unternehmen

Gastbeitrag von Claudia Allonas von Up-Preneurs

Quelle: DAMRONG RATTANAPONG/shutterstock.com

1. Intro

Ich, Claudia – Gründerin von Up-Preneurs – freue mich sehr, dass ich von Nils von flux – impulse eingeladen worden bin, einen Beitrag in der Reihe „Das Leben der Dinge und wie wir es verlängern können“ schreiben darf. Da ich nachhaltiges Design schätze, ist für mich Upcycling ein zentrales Thema. Für mich bedeutet Upcycling Produkte und Materialien, die vermeintlich unbrauchbar, hässlich, fehlerhaft, defekt, nutzlos oder minderwertig sind, länger im Einsatz zu halten. Dies kann einerseits durch eine Reparatur passieren, aber andererseits auch über die Veränderung der Funktion. Auch ist es denkbar, dass man das Material ohne oder mit nur kleineren Veränderungen als Rohstoff einsetzen kann (=Sekundärrohstoff).
Beim Begriff Upcycling denken viele automatisch an alte Jeans, die zu Taschen umgenäht werden, an alten Handtücher, die zu Teppichen geknüpft werden oder ausgediente Reifen, die zu Schaukeln oder Sandkasten umfunktioniert werden. Innovatives und kreatives Denken als auch handwerkliches Geschick ist dafür erforderlich. Wer es nicht selbst kann, lässt es machen.
Uns drängte sich seit einigen Jahren die Frage auf, ob Upcycling auch auf Unternehmen übertragbar sein könnte? Wir sind mittlerweile der Überzeugung, dass es möglich ist. Zuerst möchte ich aber einige Zahlen und Fakten zur Gesamtsituation geben, damit Du das Ausmaß als auch die Dringlichkeit zum Handeln besser nachvollziehen kannst.

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Umweltschutz durch langlebige Produkte – Mythos oder Fakt?

Keine Zeit? Kein Problem! Mini-Zusammenfassung:

  • langlebige Produkte schonen die Umwelt und sogar den Geldbeutel
  • sollte doch mal etwas kaputt gehen, geh zu einer Reparatur-Initiative vor Ort

Zur Sache:

Welchen Effekt hat es, wenn wir Dinge länger verwenden? In unserer Team-Besprechung zu Geplanter Obsoleszenz und der Artikel-Serie „Das Leben der Dinge und wie wir es verlängern können“ war dieser Punkt für uns sehr ungreifbar. Daher haben wir uns entschieden, hierzu ein wenig nachzuforschen und euch das Ergebnis zu präsentieren. Das ganze ist recht zahlenlastig, aber wir haben das für euch möglichst weit runtergebrochen und gehen wirklich nur auf die Ergebnisse ein.

Vielleicht habt ihr euch auch schon manchmal folgende Frage gestellt: Sollte man ältere Haushalts- und Elektrogeräte nicht lieber mal austauschen, wenn es mittlerweile schon A+++ Geräte auf dem Markt gibt? [Oder mittelweile A-Geräte, die wieder besser sind als die alten A+++ …]

Und genau diese Fragen möchten wir hier kurz beantworten, da die Datenlage hierzu hervorragend ist. Das Umweltbundesamt hat die Publikation „Einfluss der Nutzungsdauer von Produkten auf ihre Umweltwirkung: Schaffung einer Informationsgrundlage und Entwicklung von Strategien gegen „Obsoleszenz““ herausgegeben. Hier geht es zur kompletten Studie

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Sneaker: Mit Wertschätzung gegen die Wegwerf-Kultur

[Diesen Artikel hat unsere Praktikantin Lea Leschhorn geschrieben. Er erscheint im Rahmen unserer Serie „Das Leben der Dinge und wie wir es verlängern können.“ ]

Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 380 Millionen Sneakerin den Müll geworfen, das sind zirka 10.000 Tonnen Abfall. aber esgibt Unternehmen, die sich um die kleinen Reparaturen von Sneakern kümmern. In Berlin gibt es z.B. seit 2018 ein Unternehmen, das sich ausschließlich nur um die Reparatur von Sneakern kümmert: Sneaker Rescue UG. [Quelle 1]

Quelle: https://www.tiny-bubbles.de/720-was-ein-guter-laufschuh-ist-und-wieviel-er-kostet-1227.html

Dieses Schaubild zeigt, wer wie viel an deinen Sneakern verdient. Dass Sneaker so „günstig“ produziert werden können, liegt an den niedrigen Löhnen der Arbeiter*innen. Für das wenige Geld nehmen sie viel in Kauf: unbezahlte Überstunden, fehlende Arbeitssicherheit, Einfluss auf ihre Gesundheit durch giftige Chemikalien. Leider werden die Arbeiter*innen nicht pro Stunde bezahlt, sondern pro Stückzahl. Um möglichst viele zu produzieren, verzichten sie sogar auf Handschuhe, die ihre Arbeitssicherheit gewährleisten. Das ist keine Fantasie, sondern alles reale Zustände in Europa. Eine Alternative sind natürlich fair produzierte Sneaker, aber wenn ihr eure jetzigen Sneaker gut pflegt, bringt ihr der Arbeit der Arbeiter*innen Wertschätzung entgegen und eure Schuhe halten länger. Im folgenden sprechen wir über Tipps und Tricks, wie das am Besten funktioniert.

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Kaufen, wegwerfen, kaufen, wegwerfen, kaufen …

Warum kaufen wir so viele neue Dinge? Ein Smartphone der neusten Generation, obwohl das, was wir bereits haben, noch gut funktioniert. Eine Bluse in der neuen Trendfarbe senfgelb, obwohl die himmelblaue vom letzten Jahr noch gut sitzt und kräftige Farben hat. Manchmal gehen die Sachen aber auch sehr schnell kaputt. Das Fahrradlicht für 10 Euro, welches wir erst ein Jahr haben, ersetzen wir schnell durch ein Neues. Gefühlt haben die Sachen früher auch länger gehalten. „Die Qualität war früher eine andere“ hört man des Öfteren aus seinem Umfeld oder lässt sich sogar selbst zu diesen Aussagen hinreißen. In Anbetracht der unzähligen Möglichkeiten, schnell, unkompliziert und kostengünstig an neue Produkte zu gelangen, erscheint der Konsum eine logische Konsequenz. Dies bringt jedoch erheblich ökologische Probleme mit sich. Ressourcenknappheit, Müllberge, CO2 Belastung und vieles mehr. Nähere Informationen findest du in einem unserer weiteren Blogartikel. Nun kann man sich aber natürlich fragen, was hinter dem ganzen Konsum steckt: Sind es persönliche Gründe? Konsumieren wir, um uns gut zu fühlen? Sicher, aber ist da mehr? Gibt es von industrieller und Marktseite eine gezielte Systematik, um den Konsum anzukurbeln? Hierfür zeigen wir in diesem Artikel Blege auf und diese Praktik ist auch intuitiv nachvollziehbar. Es geht darum den Absatz anzukurbeln, zu wachsen. Aufgabe von Marketing ist es Bedürfnisse zu erzeugen, Produkte anzupreisen und zu Käufen anzuregen. Warum die Verhältnisse aber nicht so schwarz/weiß sind wie sie oft dargestellt werden, erfahrt ihr in diesem Artikel. Die erste Frage ist, wie und ob alle Vorgehensweisen für die Verbraucher transparent und fair sind und ob wir dieses ökologisch belastende Verhalten ändern können. Um uns dieser Frage anzunähern, müssen wir erst einmal einen Blick in die Vergangenheit werfen.


Das hundertjährige Licht

Mitten in Kalifornien, in der Nähe von San Francisco, genauer gesagt in der 80.000 Einwohnerstatt Livemore, brennt in einer Feuerwache eine Glühbirne. Sie sieht etwas aus wie die nachgemachten Retro-Edisonbirnen auf LED-Basis, die man heute oft als Dekoleuchten in hippen Cafés und Restaurants findet. Es ist aber keine LED-Birne, sondern eine Glühlampe mit einem Kohlenfaden und sie brennt bereits seit über 100 Jahren. Es gab, aufgrund von Umzügen der Feuerwehr in Livemore, zwar ein paar wenige Unterbrechungen, aber seit sie 1901 der Feuerwache von einem ortsansässigen Unternehmer geschenkt wurde, brennt sie annähernd permanent und spendet Licht. Ihre Leistung hat sich zwar von, ursprünglich mal 60 Watt auf mittlerweile 4 Watt reduziert, was unter anderem auch als Erklärung für ihre lange Lebensdauer herangezogen wird, aber sie brennt und nur die geringe Leistung kann natürlich nicht die alleinige Erklärung für ihre lange Haltbarkeit sein. Schaut man sich die Leuchtdauer heutiger LED-Lampen an, kommt man auch auf stattliche 20 bis 50 Jahre (bei einer durchschnittlichen Leuchtdauer von 3h/Tag), aber von Glühbirnen kennt man das eigentlich anders. Die 2012, endgültig mittels EU-Verordnung, aus dem Verkehr gezogenen Glühbirnen hatten eine durschnittliche Lebensdauer von 1 Jahr. Was ist also das Geheimnis der Glühlampe in Livemore?

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