Dieser Blogartikel wurde von unserer Praktikantin Lea Leschhorn geschrieben.
Gibt es ein Problem mit unserer Kleidung?
Jede/r hat schon mal etwas über fair produzierte Klamotten gehört, aber wirklich damit auseinander gesetzt haben sich viele noch nicht.
Ich gehe durch die Einkaufsstraße, schaue in jedes Schaufenster, werde von den Modetrends überschwemmt. Ich komme mit den Eindrücken überhaupt nicht klar und ehe ich mich versehe habe ich schon 10 neue Teile gekauft. Dann plagt mich das schlechte Gewissen: „Wie konnte das T-Shirt überhaupt so günstig verkauft werden und haben auch alle davon profitiert? Brauche ich die neuen Teile wirklich?“ Jeder Deutsche kauft im Durchschnitt 12kg Bekleidung jedes Jahr.
Die Mode-Industrie vermittelt uns immer: „Du brauchst das neuste Teil der Kollektion, man kauft ja auch ein Stück Lebensfreude.“ So oder so ähnlich suggeriert es uns die Werbung – überall und immer wieder.
Aber nirgends steht etwas davon, dass die Klamotten, die ich kaufe auch für Lebensfreude bei den Arbeiter*innen sorgen.
Früher habe ich immer gedacht, wenn ein Kleidungsstück automatisch mehr kostet, kommt dann ja auch mehr bei Arbeiter*innen an, die es genäht haben. Das ist ein Irrglaube, wie man in der folgenden Grafik sehen kann:
Dieses Bild aus der WDR Doku „Mode schlägt Moral- Wie fair ist unsere Kleidung?“, zeigt wie viel von dem bezahlten Preis wirklich bei den Näherinnen ankommt. Bei dem T-Shirt für 4,95 Euro verdienen die Näherinnen 13 Cent, beim dem für 29 Euro auch nur 18 Cent.(1)
Das ist auch noch nicht alles, denn ein T-Shirt legt etwa 20.000km zurück, bis es bei uns im Laden hängt. Da sollte man es sich echt zweimal überlegen, ob man wirklich ein neues Teil kaufen will. Aber nicht nur der lange Weg, den die Kleidung zurück legt, ist schädlich für die Umwelt. Sondern auch der hohe Energiebedarf durch die Herstellung, die verschmutzten Abwässer und flüchtige Chemikalien, die zum Färben benutzt werden. Und nicht nur Synthetik-Fasern sind schädlich, sondern auch Baumwolle, denn diese braucht viel Wasser zur Verarbeitung. 1 kg Baumwolle braucht bis zu 200 Badewannen voll Wasser. Aber das waren jetzt genug schlechte Nachrichten.
Lösungsvorschläge
Hier ein paar Tipps, die ihr beim Kauf beachten könnt:
- Beim Kauf auch Siegel achten, die Umwelt- und Sozialstandards gewährleisten (mehr Infos unten)
- Baumwolltextilien in Bio-Qualität kaufen
- Secondhand Kleidung kaufen oder Sachen tauschen
- Mieten von besonderen Kleidungsstücken für feierliche Events, Hochzeiten oder Partys (z.B. bei Modami)
- Modetrends kritisch hinterfragen
- Kleidung möglichst lange tragen
- bei Defekten oder bei Abnutzung reparieren lassen
- neue sowie nicht genutzte Kleidung weitergeben oder richtig entsorgen (Altkleiderspenden.de zeigt vertrauenswürdige Container in ihrer Nähe)
Stores für nachhaltige Bekleidung:
- greenstories: Onlineshop für Kinder- und Babybekleidung und Kuscheltiere = normale Preise
- memolife: Fairer Onlineshop mit allen Kategorien = teure Preise
- najoba: Onlineshop für Naturkosmetik und Green Lifestyle = teure Preise
- grundstoff: Onlineshop für Basic Kleidung = normale Preise
- avocadostore: Onlineshop für Eco Fashion und Green Lifestyle = normale bis teure Preise
Siegel für einen vertrauensvollen Einkauf:
Siegel auf Kleidung hilft dabei, die richtigen Organisationen zu unterstützen und sicherzustellen, dass faire Preise entlang der Lieferkette gezahlt werden. Wenn ihr euch über die große Menge an Siegeln da draußen informieren wollt, empfehle ich euch label-online.de. Deren App könnt ihr auch auf dem Smartphone installieren und alle Siegel werden nach einheitlichen Kriterien bewertet. Ein Beispiel für ein Label, das aus Sicht von label-online.de besonders empfehlenswert ist:
Aid by trade: cotton made in Africa
„Es handelt sich um ein anspruchsvolles Label, das wesentlich zu ökologischen und sozialen Verbesserungen bei der Herstellung von Baumwolle beiträgt und nachhaltige Kriterien mit einbezieht. Die Baumwolle muss allerdings nicht nach Bio-Standards produziert werden. Die Kriterien für die Vergabe des Labels werden von unabhängigen Stellen mitentwickelt, der Vergabeprozess ist transparent. Umfassende und regelmäßige Kontrollen machen das Label glaubwürdig. Verstößt ein Labelnehmer gegen die Vergabekriterien des Labels, so können ihm Sanktionen auferlegt werden. Verbraucher können alle wichtigen Informationen zum Label kostenlos abrufen. Der Standard bezieht sich überwiegend auf den Anbau der Baumwolle und die Entkörnung. Die Verarbeitung zu Textilprodukten ist nicht Gegenstand des Standards.“
Quellen und weitere Informationen
[1] Mode schlägt Moral – Wie fair ist unsere Kleidung – Doku WDR
[2] Tipps rund um faire und ökologische Bekleidung | Umweltbundesamt